Um den Text nicht unnötig zu verkomplizieren, rede ich von Freund und Freunden, es sind sowohl Frauen als auch Männer damit gemeint.
Für mich sind Freunde Menschen, die mich so nehmen, wie ich bin. Da darf ich sein. Die Familie und ihre Mitglieder hat man, denn da wird jeder rein geboren, adoptiert, aufgenommen. In den wenigsten Fällen suchen wir uns unsere Familie aus. Im Kindesalter lieben wir unsere unmittelbaren Bezugspersonen mit jeder Faser unseres Herzen. Umstände, die das Familienbild zerstören, werden ausgeblendet und existieren nicht. Jedes Kind liebt den Papa genauso intensiv wie die Mama.
Je älter wir werden kommen zu der Familie Freunde hinzu. Wir lernen sie in der Krabbelgruppe, im Kindergarten, in der Schule, in der Freizeit, im Urlaub, in der Nachbarschaft, im Verein, in den Ferien kennen. Wir entdecken gleiche Vorlieben oder lieben eine Eigenschaft, die wir gerne selbst hätten. Es sind oft auch Menschen, die einen Gegenpol zu uns bilden. Ich habe Freunde, die sind aus meiner Schulzeit, wir sehen uns selten, manchmal über Monate gar nicht, haben nur losen Kontakt. Doch wenn wir uns treffen, ist es so, als wenn wir uns gestern zuletzt gesehen oder gesprochen haben.
Doch was macht eine Freundschaft so besonders. Ich teile mit meinen Freunden unterschiedliche Dinge. Es gibt Freunde, mit denen führe ich intensive Gespräch mit Seele und die dürfen auch hinter meine Schutzmauer schauen. Das beruht dann auf Gegenseitigkeit. Wir stützen uns auf unserem Weg, wir reflektieren uns und freuen uns über die Entwicklung des Anderen. Wir halten ihn, wenn er strauchelt und noch nicht auf gleicher Höhe wie ich ist.
Mit anderen Freunden teile ich viele Freizeitaktivitäten, wir unternehmen Theaterbesuche, gehen zusammen essen, besuchen uns gegenseitig, telefonieren miteinander. Das Leid des einen ist das Leid des anderen. Jedoch wenn sich einer dieser Freunde verändert oder ich mich selbst verändert habe, kann es vorkommen, dass sich die Wege trennen. Je länger eine Freundschaft anhält, um so stabiler wird sie. Freunde sind die zweite Familie, die ich mir aussuchen kann. Ich entscheide, wer dazu gehört und wer nicht dabei ist.
Verlieren wir einen Freund, dürfen wir traurig sein und auch trauern, denn ein Stück unseres Lebens verabschieden wir. Wir verlieren einen für uns wertvollen und geliebten Menschen. Der Freund hat uns auf einer langen oder kurzen Zeit unseres Weges begleitet, ermuntert, gespiegelt, geneckt, gefördert, gefordert, vertraut. Freunde sagen uns auch mal die ungeschminkte Wahrheit in aller Gänze ohne Schnörkel und Komma. Sie holen uns auch mal von unserem Höhenflug der Eitelkeit oder unserem Irrweg zurück.
Freunde begleiten mir auch jetzt im Alter, es kommen auch jetzt noch neue Freunde dazu, einige haben mich auch schon wieder verlassen und gehen andere Wege oder sind bereits verstorben. Das wichtige an einem Freund ist, ihn in meinem Leben bereits in jungen Jahren zu integrieren. Je älter ich werde, um so schwieriger tue ich mich, neue Freundschaften zu schließen. Da tritt das Phänomen auf, dass diese Freunde oft Mängel aufweisen, die inakzeptabel für mich sind und ich nicht mehr respektiere. Das ist eine Alterserscheinung.
Das wichtige ist, Freunde zu haben, bevor man in den Ruhestand geht. Dann kann man sich mit unterschiedlichen Interessen mit verschiedenen Menschen treffen und hat immer wieder neuen Gesprächsstoff und andere Menschen um sich. Ich habe eine große Auswahl an Beschäftigungen und muss nicht erst mühsam irgendwelche Freundschaften anbahnen, um nicht alleine zu sein. Alleinsein macht einsam und bildet mit der Zeit einen Teufelskreis, in dem man gefangen ist. Irgendwann kommt der Punkt zu nichts mehr Lust zu haben, weil alles einerlei und langweilig ist.
Freunde sind die Sterne am Himmel, die uns den Weg weisen und uns mehr oder weniger leiten.
💜lich Jutta
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