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Aushalten

  • von Jutta Ecks
  • 21 Aug., 2019

Aushalten - kennen wir das nicht auch - Dinge, Situationen, Zustände, die wir aushalten. Doch wird aus ganz klein oft ganz groß bis zum berühmten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt

Aushalten

Es ist ein sonniger Morgen. Die Frühnebel lösen sich langsam auf. Wie der Tag wohl wird? Können wir heute mit einem entspannten Frühstück beginnen? Die Vögel tirilieren mit dem Sonnenschein um die Wette. Das Thermometer zeigt noch 8 Grad. Das ist natürlich etwas schattig. Ich lasse mir meine gute Laune nicht verderben, genieße meinen leckeren Tee mit einem Croissant. Gestärkt wollen wir mal wieder unsere Fahrräder bewegen.

Wir holen die Räder aus dem Keller. Eine kleine Radtour zur Hasper Talsperre und zurück ist geplant. Doch was ist mit den Reifen, platt wie eine Flunder. Da hilft kein Schieben. Mit der Luftpumpe kommen alle Reifen auf ihre Kosten und werden prall gefüllt mit Luft. Ach ja, jetzt ist Harry in seinem Element, die Fahrräder müssen erst noch ein bisschen sauber gemacht werden. Die sind ja ganz eingestaubt.

Ich denke im Stillen bei mir: "Wann geht es los. Ich will jetzt starten." -

Doch geduldig warte ich auf mein sauberes Fahrrad. Es glänzt und glitzert wie frisch poliert. Naaa ja - ich wäre lieber schon Fahrrad gefahren.

Nun fahren wir doch endlich los. Ich habe schon fast die Lust verloren am Fahrrad fahren.Gemütlich trete ich in die Pedale und fahre in meinem Tempo. Harry legt gleich richtig los und zieht davon in einem Tempo. Da schlackern mir die Ohren.

"Ich will doch kein Rennen fahren. Was denkt er sich? Erst kommt er nicht aus dem Quark und nun dieser Eifer."

Meine gute Laune ist verflogen. Soll ich jetzt hinterhasten, um den Anschluss nicht zu verlieren? Oder lass ich ihn in die Pedale treten, bis er selbst merkt, dass ich langsamer radel? Eine Menge Überlegungen schießen mir durch den Sinn. Doch wenn ich jetzt weiter grübel, werde ich noch sauer. Immer richte ich mich nach Harry.

Gut, ich fahre jetzt doch schneller. Langsam hole ich wieder auf. Harry ist in seinem Element und radelt und radelt und radelt. Zur Talsperre geht es stetig bergan. Mir hängt bei der Steigung schon die Zunge aus dem Hals und mein Puls schlägt Purzelbäume vor Anstrengung. Oben sehe ich Harry bereits stehend auf mich warten. Ich habe gerade mal einen entspannten Atemzug gemacht, schon schwingt sich Harry wieder auf sein Rad. Los geht es die letzte Steigung zur Talsperre zu meistern. Gefühlte 100 km liegen bereits hinter mir. Doch Spaß fühlt sich anders an.

Erneut startet mein Gedankenkarussell. Es wäre so schön, gemütlich Rad zu fahren. Dabei die Landschaft zu betrachten. Die Tiere zu beobachten, dem Specht zu lauschen, den Kuckuck rufen zu hören. Doch dafür habe ich keine Zeit, denn ich muss Harry folgen. Oben angekommen darf ich dann gemütlich auf der Staumauer spazieren gehen mit dem Fahrrad an der Hand. Das nenne ich entspannt unterwegs zu sein. Meinen Gedanken freien Lauf lassen, die Ruhe zu genießen. Ganz bei mir zu sein.

Doch Harry startet schon wieder los. Es geht weiter um die Talsperre, "Es ist doch nicht anstrengend." sagt Harry.

Ich würde am liebsten einfach auf der Staumauer bleiben. Doch wieder sage ich nicht, was ich will.

Diese Geschichte wiederholt sich wohl gefühlte 100 Mal. Immer meutere ich innerlich. Doch äußerlich bleibt alles in ruhigen Bahnen. Warum halte ich das oder ähnliche Ereignisse immer wieder aus? Ich könnte doch ganz einfach diesen Kreislauf durchbrechen. Was hält mich an dieser Stelle immer wieder fest und lässt mich so handeln wie ich handel? Spass macht es nicht und leicht ist es auch nicht. Ich werde innerlich nur wütend und immer wütender. Ich könnte explodieren, ich könnte schreien, ich könnte wild um mich schlagen. Doch all das tue ich nicht. Doch ich habe eine Traurigkeit und Wut in mir. Diese Anspannung lagert sich im Körper ab. Die Körperspannung wird immer schlimmer. Ich halte es bald nicht mehr aus.

Diese und ähnliche Verhaltensmuster kenne ich zur Genüge. Das Ziel ist ein harmonisches Familienleben. Das habe ich aus meiner Erfahrung nur, wenn ich mich anpasse, ruhig verhalte und keinen Streit anfange oder eigene Wünsche hege. Doch förderlich sind diese Verhaltensmuster in keiner Weise. Wenn ich genügend Leid ausgehalten habe und der letzte Tropfen das Fass zum Überlaufen gebracht hat, dann kann ich aus so einem Verhalten aussteigen und eigene Entscheidungen treffen. Doch durch Betrachten vieler dieser und ähnlicher Situationen erkenne ich: das habe ich bereits mit der Muttermilch mitbekommen - "a u s h a l t e n"

Solche Verhaltensmuster kann ich nur wahrnehmen und ändern, wenn ich achtsam mit mir umgehe und auch für mich selbst Wünsche, Ziele und Träume hege und pflege.

Wann startest Du in Dein selbstbestimmtes Leben in Freude und Leichtigkeit.


💜lich Jutta

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